Sonntag, 14. November 2010

westbank weekend part 1

Es sind nun mehr als anderthalb Monate, die ich schon in Israel bin. Und erst dieses Wochenende habe ich es endlich geschafft die Westbank, zaghaft zu erkunden. Mein ertser Eindruck: Irre! Lebendig, aufregend, anders. Aber fangen wir bei Null an.


Am Donnerstag bin ich nach Bethlehem gefahren. Auf dem Trip begleitet hat mich Phillip, ein Berliner Landschaftsarchitekt, den ich durch Zufall am Abend vorher kennengelernt hatte.
Es ist fast absurd: Bethlehem ist so nah an Jerusalem, dass die Fahrt dorthin, nur etwas länger gedauert hat als mein täglicher Weg zur Uni. Auf der Strecke passiert man einen Israelischen Checkpoint, an dem der Bus allerdings kaum bremst. Israel VERLASSEN ist einfach...
In Bethlehem angekommen haben wir erstmal Angebote eines Cityguides abgewehrt, der uns (sehr höflich) weismachen wollte, dass die Altstadt ganze vier Kilometer entfernt sei und eine Autotour doch wesentlich komfortabler sei. Vielleicht lag es an der klaren Luft, aber irgendwie hatten wir diese angeblichen vier Kilometer in zehn Minuten zurückgelegt.
Die Stadt an sich ist klein aber schön. Enge gepflasterte Gassen, in denen allerhand Händler ihre Waren feilbieten, ohne dabei so aufdringlich zu sein, wie in der Jerusalemer Altstadt. Man sieht, dass Bethlehem von den christlichen Pilgern und Touristen profitiert. Diverses Religiöses Zeug wird neben Schuhen und Früchten verkauft. 


Auf dem Krippenplatz angekommen haben wir dann die Grabeskirche, das Highlight Bethlehems betreten. Die Basilika ist eines der ältesten erhaltenen christlichen Bauwerke und stammt aus der Mitte des 4. Jahrhunderts. Das interessante dabei, ist der Eingang. Das sogenannte Demutstor, hat seine wenig imposanten Ausmaße, weil die Kreuzfahrer den Eingang verkleinerten, um die arabische Kavallerie vor dem Reinreiten abzuhalten. Der Eingang ist winzig: vielleicht 1,60m hoch.


das schwarze Quadrat in der Mitte ist das Demutstor
(das Foto stammt aus dem Netz) 

Von Innen ist die Kriche interessant, aber nicht gerade imposant. Allerdings habe ich auch nicht die untere Etage mit dem Stern, der Jesus Geburtsort markiert, gesehen. Der Grund: Gefühlte 3000 Russische Pilger standen da an. Da auf dem Weg zirka 20 Heiligenbilder waren und die meisten Gläubigen sich vor allen diesen verneigten und bekreuzigten, ging es entsprechend langsam voran. Die Aussicht auf 2 Stunden anstehen, löschte die Flamme meiner religiösen Inbrunst...
Um die Sache abzukürzen: Wir sind raus aus der Kriche, haben zwei, drei andere Sachen gesehen und sind dann ab Richtung Mauer. 
Auf dem Weg dahin sahen wir dann auch einige weniger pittoreske, aber nichtsdestotrotz eindrucksvolle Szenen. Die einzige offensichtliche Spur von Krieg, war ein unbewohntes Haus, das von Panzergeschosseinschlägen und Gewehrkugeln durchsiebt war. Als wir einen Palästinenser, der daneben eine Autowerkstatt betrieb, darauf ansprachen, antwortete dieser lakonisch: "Ah, this is long ago. From 2002 already. Long ago!"
Zeit ist relativ würde ich mal sagen.
Ansonsten bargen die Straßen andere interessante, teils auch skurille Anblicke.


Szene am Rande Bethlehems

Mittlerweile dürfte euch aufgefallen sein, dass hier bis jetzt wenig Bilder zu sehen sind. Der Grund dafür besteht darin, dass ich Idiot meine Kamera vergessen hatte und mir meine Handycam erst später einfiel. Da waren wir schon aus dem Stadtzentrum raus. Das bedeutet, ich habe keine Fotos aus Bethlehem an sich, sondern nur von dem Israelischen Grenzwall. 


ein komisches Gefühl für einen Berliner...

DIe Mauer schneidet durch Die Landschaft und macht an einigen Stellen merkwürdige und unnachvollziehbare Schlenker. Auf der gesamten Strecke in Bethlehem ist die Mauer bemalt, beschmiert, beklebt und anderweitig "geschmückt". Dabei wechseln sich Plattitüden, wie "Free Palestine!" mit einfallsreichen und witzigen Slogans ab. Mein Lieblingssatz: "Can you please give me my ball back? Thanks.". An einem anderen Turm, habe Leute eine Schießscharte rot umrandet und "McDrive" drüber geschrieben. Genial.
Die Kunstwerke variieren ebenso. Achja ich habe auch eines der Banksy-Werke gesehen. 



Um meine erste Westbank-Erfahrung zu krönen, sind Phillip und ich dann zu Fuß durch einen der Israelischen Checkpoints gegangen. Die jungen Soldaten, die dort Dienst schoben, durchsuchten und desinteressiert, da wir ganz offensichtlich Europäer (mit dem magischen roten Reisepass) waren, aber die Palestinenser vor und hinter uns wurden schon etwas genauer unter die Lupe genommen. Ingesamt war dieser Checkpoint aber relativ ruhig und nur von wenigen Leuten bemannt. Aber die Anlage an sich ist im Notfall als wahre Festung mit 5 Nadelöhren, dutzenden Sicherheitsschleusen und mehreren Verhörräumen einsetzbar.
Auf der "israelischen" Seite angekommen, sind wir in einen der arabischen Busse gestiegen (in Jerusalem verkehren je nach Zielort unterschiedliche) und für umgerechnet 80 Cent nach Jerusalem gefahren.


Soviel zu meinem ersten Trip in die Westbank. Stay tuned wenn von meiner heutigen Fahrt nach Ramallah berichtet wird.

1 Kommentar:

  1. Auf dem Krippenplatz angekommen haben wir dann die Grabeskirche, das Highlight Bethlehems betreten.
    Sicher ein Tippfehler: Nicht "Grabeskirche", sondern "Geburtskirche" sollte es heißen.

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